Mit Nelson Mandela ist am 5. Dezember 2013 wahrscheinlich die größte Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts gestorben. Für Nadine Gordimer, der großen südafrikanischen Schriftstellerin, war Mandela noch bedeutender als Mahatma Gandhi.
1999 war ich mit einem Kollegen in Südafrika um über die „Rainbow Nation“ zu berichten. Leider musste ich am Tag des Interviews meines Kollegen mit Mandela nach Springbok ins Namaqualand fliegen, um für eine andere Geschichte zu fotografieren. Ich durfte ihn daher nie persönlich kennenlernen – trotzdem war der große „Madiba“ in Südafrika allgegenwärtig.
In Khayelitsha, dem drittgrößten Township Südafrikas, traf ich den Weggefährten und jetzigen Künstler David Hlongwane. Von ihm bekam ich Jahre später eine Schwarzweiß Fotografie geschenkt, die Mandela als jungen Boxer zeigt. Dieses Foto und ein Zitat, das ich von dieser Reise mitgenommen habe, prägen meine Erinnerungen an den großen Freiheitskämpfer.
Die lange Gefängnisstrafe (27 Jahre) haben laut Desmond Tutu aus dem ungestümen Kämpfer erst den besonnenen und besonders glaubwürdigen Friedensnobelpreisträger gemacht, der die Apartheit überwinden konnte und erster schwarzer Präsident Südafrikas wurde. Trotz der Demütigungen und leidvollen Erfahrungen wurde er zur personifizierten Toleranz. Ja, für Nadine Gordimer überhaupt der „ultimative Mensch“.
Wenig bekannt ist, dass hinter hohen Gefängnismauern das Gärtnern wesentlich dazu beitrug, dass Mandela trotz Haft und Isolation so eine starke Persönlichkeit werden konnte. „Ich gärtnere, also bin ich“. Auf Robben Island hat er in einer unwirtlichen, lebensfeindlichen Umgebung mit viel Fantasie und Erfindungsreichtum gemeinsam mit anderen Gefangenen Tomaten, Paprika und Melonen gezogen. Der kleine Garten, oft war es nur eine Tonne mit etwas Erde gefüllt, war für ihn ein Mittel der Selbstbestimmung. Das Bewusstsein, Herr über die Pflanzen zu sein, schrieb Mandela später in seinen Lebenserinnerungen, habe für ihn immer „einen Hauch von Freiheit“ bedeutet. Bei Besuchen im Hochsicherheitsgefängnis hat Mandela sein kleines Beet stolz vorgeführt „wie ein Grundbesitzer, der seinen Hof zeigt“.
Kurios auch, dass Mandela bereits während der Zeit im Untergrund 1962 als Gärtner verkleidet bei weißen Sympathisanten Unterschlupf fand. Der ANC tarnte seine verbotenen Schriften gerne als Publikationen zum Gartenbau. Später als Präsident wurde bei einem Besuch im berühmten Botanischen Garten Kirstenbosch in Kapstadt eine besonders schöne gelbe Strelitzie nach ihm benannt. Sie trägt den Namen „Mandela’s Gold“. Ich habe mich schon auf die Suche gemacht und hoffe, dass sie bereits im nächsten Frühjahr in meinem Garten Heimat findet, in Erinnerung an einen ganz besonderen Gärtner und Menschen.
„Wir sind bestimmt zu leuchten, wie Kinder es tun. Wir sind geboren den Glanz Gottes, der in uns ist sichtbar zu machen.“ (Nelson Mandela)
„Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.“ (Chinesisches Sprichwort)
Quelle: Oasen der Sehnsucht. Von Gärten im Verborgenen. R. Hücking und K. Hielscher. München 2004
Die Geschichte berührt mich.
Wenn ich früh am Morgen dem Zauber des Gartens folge, ist der Morgentau mein Freund. Mein Wirken als Gärtner sucht die Stille. Es sind Geschenke des Augenblicks, wenn ich die kleinen Wunder in Fotos festhalten kann und so den Schleier des Geheimnisses lüfte. Ich will den Schatz teilen.
Mein Gärtnern macht mich reich.